Technik 2,

von Manfred Richter

 

Die analogen ICE’s von Märklin haben bekanntlich nur zwei angetriebene Achsen eines Drehgestells. Wenn man sie mit dem Motorola - Datenformat ( Märklin) digitalisieren möchte, nimmt man normalerweise den bekannten C90 - Decoder von Märklin.

 

Nun werden viele Modellbahnfreunde, wie auch ich, nicht beachten, dass die Antriebsräder des ICE bedeutend kleiner sind gegenüber den Antriebsrädern der E - Loks. Das bedeutet, dass entsprechend dem Maßstab 1:87, die Getriebe-

übersetzung direkter ist, um die Geschwindigkeit zu erreichen. Das bedeutet wiederum, dass das Drehmoment an den vier kleinen Gummibereiften Antriebsrädern geringer ist, als es sonst ist.

 

Wird ein sechsteiliger ICE in der Ebene gefahren, reicht die Motor- und Decoderleistung vollkommen aus. Hat man aber zwei Schattenbahnhöfe mit einem ein- und ausfahrenden Gleiswendel sowie einer Steigung - für die Ein - und Ausfahrt

zum 2. Schattenbahnhof - , dann wird es kritisch. Meine beiden „Noch-Wendel“ mit 2,5 und 3 Vollkreise (Märklin-Normalkreis II mit 22 31er K-Schienen) schaffen beide ICE I und II ohne enormen Geschwindigkeitsabfall nicht. Am Ausgang des Wendels und der Steigung, schleichen meine ICE-Flitzer derart, dass meine Augen wässrig werden.

 

Von der Märklin - Hotline war nach Schilderung der Sachlage zu hören: „Schicken Sie beide Züge ein“. Das wollte ich mir ersparen, denn ich hatte mit einer digitalen Drehscheibenansteuerung einen mehrfachen Hin - und Her - Sende - Zirkus erlebt. Heute wird meine Drehscheibe auf der von einem Computer gesteuerten Anlage von „Hand“ gesteuert.

 

Es musste also eine eigene Lösung her. Messungen haben ergeben, dass der gute C 90 - Decoder bei der Bergfahrt des ICE voll aussteuert d.h., der Zug benötigt mehr Power ( Strom ), die der Decoder aber mit seinen maximalen 800 mA nicht erbringen kann.

 

Versuche mit einem leistungsstärkeren Uhlenbrock - Decoder, mit 1,2 A, brachten zwar eine Verbesserung aber noch kein zufrieden stellendes Ergebnis. Erst der zu zusätzliche Einsatz des weiteren Triebkopfes vom zweiten ICE, ließ den Zug ohne Geschwindigkeitseinbruch die Steigungen befahren. Um dies zu erreichen musste dem zweiten Triebkopf eine andere Kupplungsdeichsel ( Elektrokupplung ) von einem Reservewagen eingesetzt werden. Weil die analogen absolut gleichen Einstellungen mit den Potentiometern für Geschwindigkeit und Verzögerung / Bremsverhalten, nur sehr zeitaufwendig vollzogen werden können, wurden die C 90-Decoder von Märklin gegen reine digitale Lenz - Decoder Typ

LE 930 ausgetauscht. Beide Decoder wurden in allen Werten und Adresse gleich eingestellt. Versuche mit einer Hintereinanderfahrt beider Triebköpfe, allein, zeigten den Vorteil der digitalen Werteinstellung. Allerdings haben diese Decoder mit 14 Fahrstufen eine grobe digitale Sollwerttreppe - je mehr Fahrstufen um so kleiner jede Fahrstufe und damit die Stufentoleranz (Bauteiltoleranz). Es wird also immer eine Geschwindigkeitsabweichung geben, solange man nicht durch Versuche zwei absolut gleiche Decoder ermittelt. Kuppelt man Motortriebköpfe mit „ungleichen“ Decodern, müsste aufgrund der Drehzahlregelung,, der „langsamere“ Triebkopf durch seinen Decoder versuchen ein klein bisschen langsamer zu werden, weil der schnellere Triebkopf etwas schiebt. Der schnellere Triebkopf versucht dagegen etwas schneller zu werden, weil der langsamere Triebkopf etwas bremst.

 

Nun kehrt sich der Nachteil eines 14stufigen Decoders in einen Vorteil um !! Entsprechend den 14 Fahrstufen des Decoders  ist auch die Motorspannungsausgabe des digitalen Drehzahlreglers treppenförmig und verhältnismäßig grob. Dieser Drehzahlregler im Decoder, gibt entsprechend der Vorgabe von der Control-Unit an den Motor eine impulsförmige Ausgangsspannung ( Drehzahlsollwert ) ab. In den Impulspausen, gibt der Motor entsprechend seiner Drehzahl eine Spannung ( Drehzahlistwert ) an  den Drehzahlregler im Decoder ab. Der Drehzahlregler vergleicht ständig zwischen der Control-Unit-Vorgabe und dem gemessenen Drehzahlistwert des Motors. Fällt nun bei einer Steigung der Drehzahlistwert des Motors ab - der Zug wird langsamer - macht der Drehzahlregler selbsttätig auf d.h., er schaltet auf die nächst höhere Stufe oder noch höher, falls erforderlich. Bei einer Talfahrt dagegen, wird der Zug schneller und damit der Drehzahlistwert größer, was bedeutet, der Drehzahlregler schaltet nun um eine oder falls erforderlich, um mehrere Stufen runter - kleineren Sollwert = kleinere Motorspannung. Nun lässt aber jeder Regler eine Hysterese im Vergleich zweier Werte zu, bevor er seinen Ausgangswert verändert. Diese Hysterese liegt beim digitalen Regler in seinen Stufen. Ist die Abweichung zwischen Drehzahlsoll- und Istwert innerhalb der Höhe einer Sollwertstufe schaltet der Drehzahlregler im Decoder weder hoch noch runter. Er bleibt bei seiner Aussteuerung !! Hat man nun Decoder mit weitaus mehr Fahrstufen, ist auch die Sollwertstufe kleiner, die dann dazu führen kann, dass der Regler anfängt zu schalten, weil die

Soll-Ist-Differenz größer als die Sollwertstufe ist. Fängt der Regler an zu schalten, entsteht eine Kettenreaktion. Der Regler des „schnelleren“ Triebkopfes macht immer weiter auf, weil er erkennt, dass er zu langsam ist, durch den langsameren und dadurch bremsenden zweiten Triebkopf, während der Regler des zweiten Triebkopfes immer mehr „zumacht“, weil er erkennt, dass er zu schnell ist !! Das geht dann soweit, dass ein Triebkopf antreibt und der andere Motor des langsameren Triebkopfes leer mitdreht und mit seinem Getriebe bremst !!

Das bedeutet dann, dass der Zug an der Steigung wahrscheinlich stehen bleibt !!

 

Ändert aber der Regler seinen Ausgangswert nicht, wie zuvor begründet, findet zwischen dem „schnelleren“ und dem langsameren Motor eine Lastverschiebung zum „schnelleren Motor“ hin statt. Der schnellere Motor zieht mehr Strom als der langsamere Motor. Da mein ICE aber nun zwei Motore mit 4 angetriebenen Achsen hat, haben beide Decoder genügend Aussteuerungsreserve.

 

Auf meiner Anlage ist mit diesem angetriebenen ICE kein Geschwindigkeitsabfall auf den Bergstrecken mehr feststellbar !

 

Das der eine Triebkopf vorwärts und der andere rückwärts vorgewählt werden musste, versteht sich wohl.

 

Vergleiche haben ergeben, dass in dem motorlosem Triebkopf des ICE 1 ohne weiteres ein Motorfahrgestell eingesetzt werden kann. Dieser Artikel 373830 kostet beim Lokshop - www.lokshop.de - komplett mit Motor 18,46 €. Die Kupplungsdeichsel  395640 kostet im gleichen Geschäft 2,60 €. Ein lastgeregelter - falscher Begriff, es muss heißen drehzahlgeregelter - Decoder LE 930 - in der Lokshopliste steht er als LE 900 - kostet 44,62 €.

 

Dieses Problem der bei den ICE - Zügen scheint Märklin wohl bekannt zu  sein, denn warum sollten sie bei dem neuen digitalen TEE - Diesetriebzug VT 11.5, sonst in jedem Triebkopf je einen Hochleistungsmotor, versorgt von einem Decoder (!!!), einsetzen? Übrigens sind diese Motore, erstmalig bei den Hochleistungsmotoren, mit Kugellager versehen. Dieser TEE - Zug kostet übrigens - noch ist er nicht ausgeliefert - beim Lokshop 599 €.

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