ESU liefert ( fertigt ? ) nun auch Lokomotiven. Ihr zweites Modell in Spurweite H0, ist die Diesellokomotive der Baureihe 215.

Nach der Fa. Lenz liefert nun auch der Decoder-Hersteller ESU Lokomotiven.

Es wird behauptet, dass die Lokomotiven bei Sandakan, in der Volksrepublik China gefertigt werden. Die Elektronik und weitere elektrische Komponenten, kommen von ESU in Ulm.

Die Baureihe 215 der DB ist eine 4-achsige Diesellokomotive. Die 215 gehörte zur V160-Familie, hatte aber im Gegensatz zu den anderen Lokomotiven einen Heizdampferzeuger. Der dieselhydraulische Antriebsstrang wirkte auf alle 4 Achsen der beiden Drehgestelle.Eingesetzt wurde die 215 von der DB im leichten Reise- und Güterverkehr, vorwiegend auf Nebenstrecken.

Die Syltbesucher kennen sie in Doppeltraktion vor den Autozügen von Niebühl nach Westerland. Das Foto zeigt einen Autozug auf der Strecke nach Westerland. Ende 2008 endete der Einsatz dieser Loks vor diesem Shuttle-Zug. Seitdem ziehen Loks der Baureihe 218, vielfach auch in Doppeltraktion, diese Züge über den Hindenburgdamm.

Foto : Sülzauge

Im Ruhrgebiet ersetzten die 215er Loks die in den Ruhestand geschickten V200 und zogen, obwohl sie eine um 200 PS geringere Leistung hatten, schwere Stahlzüge. Nach der Wiedervereinigung standen der DB die um 500 PS stärkeren 6-achsigen russischen "Ludmillas," der Baureihe 132 ( spätere Bezeichnung 232 ), zur Verfügung. Diese lösten die 215er nahezu komplett im Güterverkehr ab. Verwendung fanden die 215er nun vorwiegend im Personenverkehr.

Die Loks hatten keine  Ausrüstung für eine zeitmultiplexe, sondern eine konventionelle Wendezug- und Doppeltraktionssteuerung. Die Befehle und Meldungen wurden über ein 36-adriges Verbindungskabel vom gekuppelten Zug übertragen.

Die Baureihe 215 konnte deshalb im Wendezugbetrieb nur mit älteren Personenwagen eingesetzt werden.

Insgesamt wurden von 1968 bis 1970, 150 Lokomotiven von den Firmen Krupp, MAK, Henschel und Kraus-Maffei gebaut. Einige Loks wechselten die "Töchter" der DB von DB Regio zu DB Cargo. Anfangs wurden noch die Heizdampferzeuger ausgebaut, was man aber später aus Kostengründen unterließ. Bei der DB Cargo wurden die Loks umgezeichnet und erhielten die Baureihenbezeichnung 225.

Daten der Diesellokomotive 215.

  • Motorentyp : MTU 12V 956 TB

  •                           MTU 16V 652 TB

  • Motorbauart : V12-Zylinder bzw. V16-Zylinder Diesel

  • Leistung : 1.397 kW bzw. 1.840 kW = 1.899 PS bzw. 2.502 PS

  • Höchstgeschwindigkeit : 130 km/h ( die ersten 4 Loks ) später dann 140 km/h

  • Gesamtgewicht : 79 to

  • Länge über alles : 16.400 mm

  • Drehzapfenabstand : 8.600 mm

  • Achsabstand im Drehgestell : 2.800 mm

  • Achsformel : B'B'

  • Farbgebung : Pupurrot bzw. Beige / Ozeanblau

Schnittbild der BR 215 mit ihren wichtigsten Aggregaten.

Das Modell BR 215 von ESU.

Als bekannt wurde das ESU nun auch Lokomotiven produzieren würde, erwartete jeder Modellbahner, dass diese Lok nicht nur eine hohe Detailtreue zum Vorbild haben würde. Erwartet wurde, dass diese Lok in der Anriebstechnik, deren Motorsteuerung und besonders im Sound Akzente setzen würde.

Der 5-polige Motor besitzt 2 Schwungmassen und treibt die Lok mit 3 Achsen an. In jedem Drehgestell hat nur 1 Rad einen Gummireifen ( !!! ). MIt dem "Flüsterschleifer" von Roco, fährt die Lok ohne Sound beeindruckend leise.

Die Parameterwerte für die Beschleunigung und Bremsung des Decoders sind erstaunlich gut gewählt und brauchen nicht verändert werden.

Für den Sound hat die Lok 2 Lautsprecher. Einer ist unter dem Gehäusedeckel nach oben gerichtet, während der andere am Grundrahmen nach unten gerichtet ist.

Das Foto zeigt die geöffnete Lok. Gut zu erkennen ist der obere ovale Lautsprecher. Vor der Lok liegt das Dachteil mit den beiden Abgashutzen.

Foto : M. Richter

Sehr gut parametriert ist auch das "Bremsenquietschen." Selbst bei langsamer Fahrt wird das Quietschen ausgelöst und endet erst mit dem Stillstand der Lok.

Eine Besonderheit Im Sound ist das "Kurvenquietschen." 2 Kontaktbügel  der Weichensensoren, nahe den Innenseiten der Antriebsräder einer Achse, erfassen, wann die Lok eine Kurve oder über eine abbiegende Weiche fährt. Diese Reibungsgeräusche der Spurkränze in Bogengleisen beim Vorbild, sind beim Modell bei langsamer Fahrt gut zu hören.

Ein weiteres Novum ist die getrennte Lautstärken - Parametrierung der einzelnen Geräusche. Es Ist somit erstmalig möglich, einzelne Geräusche in der Lautstärke gegenüber den anderen lauter oder leiser einzustellen. Der Diesel ist für meinen Geschmack zu laut. Ich habe deshalb im CV 63 den Wert auf 75 reduziert. Damit wurden zwar alle anderen Geräusche auch leiser, aber die anderen "wichtigen" Geräusche wie Bremsen- und Kurvenquietschen waren noch gut zu hören.

Ein weitere Besonderheit ist der getaktete Raucherzeuger. Das System hat einen Vorratstank für das Rauchdestillat, eine Verdampfereinheit mit Temperaturkontrolle und einer Lüftereinheit, dass den gebildeten Rauch, kontrolliert über die beiden Abgashutzen ausstößt.

Entsprechend dem Betriebsablauf ( Dieseldrehzahl ) der Lok, wird die Menge als auch die Intensität des ausgestoßenen Rauches gesteuert. Zum Befüllen des Tanks ist der Lokpackung eine Pipette mit Mengenmarkierung beigefügt.

Nach Angaben von ESU soll nur ihr Destillat verwendet, weil sonst eine Verstopfungen des Systems und die Zerstörung des Heizsystems durch Rückstandsbildung anderer Destillate führen kann.

Die Raucherzeugung wird, um Überhitzung zu vermeiden, bei fehlendem Destillat nach 6 min. selbsttätig abgeschaltet. Der maximale Tankinhalt von 0,5 ml reicht für eine Betriebszeit von 10 bis 15 min. Eine maximale Pipettenfüllung fasst 2 ml.

Ein Foto der Lok mit eingeschaltetem Raucherzeuger folgt später.

Diese Lok ist die erste in meinem Fuhrpark, die durch ein Powerpack einen Energiesspeicher hat, der es ermöglicht, dass die Lok Kurzunterbrechungen durch verschmutzte Schienen ignoriert und mit ihrer gespeicherten Energie den Decoder und somit die Lok mit Strom versorgt. Die Pufferzeit im Register 113 ist vom Werk mit 180 parametriert worden. Das bedeutet, dass die Pufferung bei Kontaktunterbrechungen zum Gleis, die Spannungsversorgung der Lok für 2,9 sek. garantiert.

Bei einer PC gesteuerten Anlage wird vor Signalen bei Hp0 ( rot ) kein Gleisabschnitt abgeschaltet. Geschieht das aber doch, fährt die Lok natürlich wegen der Pufferzeit 2,9 sek. weiter, sofern nicht grundsätzlich das Powerpack deaktiviert wurde.

Das Powerpack ist nur im digitalen Betrieb aktiv. Weil die Kondensatoren aufgeladen werden müssen, beträgt die Aufladezeit ca. 60 sek., nach Einschaltung der digitalen Gleisspannung. Bis auf den Raucherzeuger werden alle Funktionen der Lok bei Spunnungsunterbrechung versorgt.

Neben der normalen weißen Frontbeleuchtung und den beiden roten Rückleuchten, können bei dieser Lok auch die Führerstände und die Steuerpulte beleuchtet werden. Eine Rangierbeleuchtung gibt es auch. Hierbei wird an beiden Stirnseiten, jeweils in Fahrtrichtung gesehen, die linke weiße Leuchte eingeschaltet. Die Rückleuchten sind bei dieser Beleuchtungsvariante ausgeschaltet.

Funktionstastenbelegung :

  • F0 = Fahrtrichtungsabhängiger Lichtwechsel

  • F1 = Dieselgeräusch ein / aus

  • F2 = Signalhorn 1 ein / aus

  • F3 = Raucherzeuger ein / aus

  • F4 = Fahrtrichtungsabhängige Führerstandsbeleuchtung ein

  • F5 = Licht aus am Führerstand 1 ( wird über die Folgeadresse geschaltet )

  • F6 = Licht aus am Führerstand 2 ( wird über die Folgeadresse geschaltet )

  • F7 = Fahrtrichtungsabhängige Steuerpultbeleuchtung ( wird über die Folgeadresse geschaltet )

  • F8 = Rangierbeleuchtung ein / aus ( wird über die Folgeadresse geschaltet )

  • F9 = Signalhorn 2 ein / aus ( Soll über die Funktionstaste der Folgeadresse funktionieren, tut es aber nicht )

  • F10 = Luftkompressor ein / aus 

  • F11 = Bahnsteigansage ein / aus 

  • F12 = Weichen- Kurvensensor aus

  • F13 = Kupplungsgeräusch ein / aus

  • F14 = Doppler-Effekt ein / aus

  • F15 = Luftablass ein / aus

  • F16 = Schaffnerpfiff ein / aus

  • F17 = Glocke ein / aus

  • F18 = Achtungspfiff Signalhorn 1 ein / aus

  • F19 = Achtungspfiff Signalhorn 2 ein / aus

  • F20 = Sanden ein / aus

  • F21 = Rangiergang Direktsteuerung ein / aus

Bei ersten Testfahrten hat sich gezeigt, dass der Diesel zu laut ist und der Werkswert 99 für den CV 259 herabgesetzt werden muss. Möchte man die Gesamtlautstärke reduzieren, muss im CV 63 der Wert vermindert werden. Bei meiner Lok habe ich den Wert 75 eingesetzt.

Mit der Herabsetzung der Gesamtlautstärke werden natürlich alle Geräusche in der Lautstärke reduziert.

Der Wert 75 im CV 63 lässt aber alle anderen Geräusche, speziell die "Kurvengeräusche" noch gut erkennen.

Mit dem Lok Programmer von ESU, Artikel 53451, kann man die Zugehörigkeit der Funktionen zu den Tasten ändern. Hierzu wird der Programmer zwischen PC und einem Programmiergleis geschaltet. Auch kann man aus dem umfangreichen Datenarchiv völlig andere Geräusche den Funktionstasten zuordnen. Mit diesem Programmer lässt sich auch die Wertigkeit der einzelnen CV's ändern.

So kann man z.B. die Lautstärke der einzelnen Geräusche unterschiedlich zu einander verändern !!!

Mit der Control Unit 6021 von Märklin, können bei Aktivierung der 2ten Lokadresse die Funktionen F0 bis F8 aufgerufen werden. Bisher wurde bei den ESU- und Märklin mfx-Decodern im CV 75 die Folgeadresse eingegeben. Bei dem Decoder der BR 215, ist das der CV 49 !!!

Möglich Betriebsarten.

Die Lok kann im analogen Betrieb mit Gleichstrom- oder Wechselstromtrafos gesteuert werden. Die Motorgeräusche schalten sich automatisch ein. Ihre Intensität ist von der Spannungshöhe am Gleis abhängig.

Im digitalen Betrieb erkennt der Decoder automatisch das DCC- bzw. das Märklin - Motorola Datenformat. Gesteuert werden kann die Lok mit allen bekannten digitalen Steuerunits.

Die Central Station 2 von Märklin hat mit ihren Tasten nur die Zugriffsmöglichkeit auf 16 Funktionen. Auch meldet sich die Lok nicht automatisch bei der Central Station an und muss deshalb manuell "angemeldet" werden.

In der sehr ausführlichen Betriebsanleitung fehlt eine Angabe über die Demontage des Gehäuseoberteils. Angeführt ist, dass man 4 Schrauben rechts und links des "Dieseltanks" lösen muss. Vergessen wurde, dass man auch die strammsitzenden Abgashutzen mit ihrer Dachplatte abziehen muss.

Zu der Lokpackung gehört eine ausführliche Beschreibung ( Betriebsanleitung ), des Vorbildes und seines Modells. Eine Pipette für die Einfüllung des Rauchdestillates und verschiedene Zurüstteile sind beigefügt, sofern man die Lokomotive in eine Vitrine stellen möchte.

Wer aber möchte schon dieses kleine Wunderwerk in eine Vitrine stellen ?